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Grüne für neue Wege in der Pflege – Die Hippie-Jahrgänge kommen

Marktredwitz, den 02.12.2019. „Es fehlt in Bayern ein Landespflegestrukturplan“, sagte Andreas Krahl, der pflegepolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion bei der Veranstaltung der Wunsiedler GRÜNEN am Freitag dem 29. November 2019 im Hotel Meister Bär in Marktredwitz. Das Thema waren neue Konzepte zur Quartiersentwicklung angesichts des demografischen Wandels und des steigenden Pflegebedarfes.

Krahl sprach nicht vom Pflegenotstand, sondern von der nahenden Pflegekatastrophe. Krahl geht davon aus, dass sich in den nächsten 15-20 Jahren die Situation im Pflegebereich zuspitzen wird, weil dann immer mehr Personen der sog. „Baby-Boomer“ der 1950er und 1960er Jahre pflegebedürftig werden. Die Hippie-Generation hat andere Bedürfnisse in der Pflege.  Pflege-Wohngemeinschaften werden derzeit nicht anders behandelt als die eigene Wohnung.  Das muss sich ändern, war allen Teilnehmern der Diskussion klar. Die strikte Trennung zwischen stationärer und ambulanter Pflege muss aufgehoben werden.  Der Abgeordnete sagt, es gibtderzeit 350.000 Pflegebedürftige in Bayern. Davon werden 74 Prozent zu Hause gepflegt. Bis zum Jahr 2037 wird die Zahl der Älteren ab 65 und älter um 36 % zunehmen und damit auch die Zahl der zu Pflegenden.

Die Investitionen für Pflege stagnieren aber seit 2015 bei 40 Mio. Euro jährlich. Für das Landespflegegeld werden jährlich über 400 Mio. Euro aufgewandt. 1000 Euro pro Person sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Da dieses Geld rund 80% des Pflege-Etats von Bayern ausmacht, bleibt kaum mehr Geld übrig für andere wichtige und sinnvolle Investitionen im Seniorenbereich. Ergänzende professionelle Unterstützung durch mobile Pflegedienste oder teilstationäre Angebote, wie Tagespflege, erreichen nur wenig Betroffene. Die betreuenden Angehörigen sind nicht selten gezwungen, die eigene Erwerbsarbeit hinten anzustellen oder ganz aufzugeben. Ausgleichszahlungen oder ein Rückkehrrecht in Vollzeit sind so gut wie nicht vorgesehen. Für die Betreuungspersonen, zumeist Frauen, bedeutet dies einen weiteren Schritt in Richtung Altersarmut. Die Pflegebedürftigen bleiben ohne Pflegeplanung und professionelle Unterstützung hinter ihren individuellen Möglichkeiten zurück.

Bereits für 2010 hat die Staatsregierung bayernweit 60 Pflegestützpunkte angekündigt. Hier könnten sich Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen beraten lassen und sich einen Überblick über die Pflegeangebote der Region verschaffen, wenn es sie denn flächendeckend geben würde. Doch bis 2019 sind nur 9 dieser Pflegestützpunkte errichtet worden. (Coburg, Neuburg-Schrobenhausen, Hassberge, Nürnberg, Rhön-Grabfeld, Landkreis Roth, Schwabach, Schweinfurth und Würzburg.)

Die Pflegestützpunkte werden von den Kranken- und Pflegekassen in Kooperation mit den Landkreisen und den kreisfreien Städten getragen. Das Initiativrecht zur Gründung lag bislang bei den Kassen und soll nun auf die Kommunen übergehen.

Aber selbst wenn alle 60 Pflegestützpunkte geschaffen wären, so fehlt noch eine aufsuchende Beratung über alle Belange der Pflege. Aufsuchend, weil künftig die Vereinsamung der Menschen zunehmen wird. Die aufsuchende Familiengesundheitspflege kommt zur Beratung zu den Betroffenen nach Hause, denn Familien und das Ehrenamt dürfen nicht länger überfordert werden, sagt Krahl. Die Kommunen müssen die Möglichkeit der Familiengesundheitspflege nutzen. Die Finanzierung ist bereits gesichert. Die Kommunen müssen es nur umsetzen. Eine gute Gestaltung des öffentlichen Raumes kann aus der Einsamkeit herausführen. Ebenso wie gute Mehrgenerationenprojekte für Alt und Jung. Dazu müssen Kommunen erfolgreiche Quartiersarbeit leisten, sagt Krahl.

Gute Quartiersarbeit ist die Grundlage für Zukunftsfähigkeit. Dies gelingt nur mit guter Netzwerkarbeit und einem engagierten Einsatz. Wichtigster Handlungspunkt ist der Sozialraum mit Wohnen, Soziales sowie Pflege und Unterstützung.

Der 30jährige Abgeordnete Andreas Krahl weiß als Fachkrankenpfleger für Intensivpflege- und Anästhesie aus eigener Erfahrung, wo es in der Pflegepolitik hakt. Neben seinem Landtagsmandat arbeitet er bis heute beim Bayerischen Roten Kreuz als Rettungsassistent. Er gibt wann immer es seine Zeit noch zulässt Erste-Hilfe-Kurse und ist außerdem Gruppenführer im Katastrophenschutz.

Brigitte Artmann, Landratskandidatin der Grünen Wunsiedel. „Wir werden uns im Kreistag Wunsiedel um die Familiengesundheitspflege bemühen, genauso wie um mehr Plätze für die Tagespflege und die Kurzzeitpflege.“

Susann Fischer, Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen in Selb: „Die grüne Kreistagsfraktion hat bereits beantragt im Klinikum Fichtelgebirge eine Geriatrie-Abteilung und eine Palliativstation zu schaffen. Wir werden uns weiter trotz Widerstand der Krankenkassen auch um ein Hospiz in Selb bemühen.“ Bisher gibt es alle drei Einrichtungen nur außerhalb des Landkreises.

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