Kampfjets über dem Atommüll-Zwischenlager in Mitterteich
Forderung nach Offenlegung von Katastrophenschutzplänen für die Region
Mitterteich, 27.02.2014.
Am gestrigen Mittwoch, dem 26.Februar 2014 flogen kurz vor 16:40 zwei Kampfjets aus Richtung Osten in geringer Höhe über das atomare Zwischenlager in Mitterteich. Der erste Kampfjet überflog das Zwischenlager südlich über der Beobachtergruppe, der Ursula Schönberger von der AG Schacht Konrad und Brigitte Artmann von den Grünen aus Wunsiedel angehörten. Der zweite Kampfjet flog sehr knapp nördlich, beide flogen Richtung Westen weiter. Der nördliche Kampfjet kippte auf den rechten Flügel und drehte dabei nach Westen ab. Beide Kampfjets hätten bei Versagen der Technik aus Gründen der Flugroute im Zwischenlager einschlagen müssen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Zwischenlagers Mitterteich befinden sich Gaststätten, Raststätten, Hotels, Baumärkte, Firmen, die Autobahn, etwas weiter entfernt Wohnbebauung und Schulzentren.
Zeugen: Ursula Schönberger AG Schacht Konrad, Brigitte Artmann Nuclear Transparency Watch/Grüne Wunsiedel/BI STOPPT TEMELIN, Albert Artmann Grüne Wunsiedel/BI STOPPT TEMELIN, Claudia Schlöger für die BI STOPPT TEMELIN, Gerald Schmid für die BI Mitterteich, Hilde Lindner-Hausner BI gegen atomare Anlagen Weiden-Neustadt, Lisa Rauh Grüne Tirschenreuth, Thomas Döhler SPD Pechbrunn, Wolfgang Müller Grüne Bad Steben-Hof/BI STOPPT TEMELIN, sowie zwei Herren der bayerischen Polizei.
Die Politikwissenschaftlerin Ursula Schönberger von der Arbeitsgemeinschaft Schacht KONRAD e.V. (www.ag-schacht-konrad.de) ist die Autorin des umfangreichen, knapp 300 Seiten umfassenden Werkes über die Atommüll-Bestandsaufnahme für die Bundesrepublik Deutschland, dem Sorgenbericht der Atommüllkonferenz vom August 2013. Die Wunsiedler Grünen Kreisrätin Brigitte Artmann ist Gründungsmitglied des Vereins Nuclear Transparency Watch (www.nuclear-transparency-watch.eu) der im Jahr 2014 die Funktionalität der Katastrophenschutzpläne in Europa für die Europäische Kommission überprüft. Das Ergebnis wird in Form einer Studie im Dezember in Brüssel vorgestellt. Einer der Hauptkritikpunkte des Atommüllsorgensbericht beim Zwischenlager Mitterteich ist der Überflug durch Kampfjets. Erst im Januar stürzte ein Kampfjet der Luftwaffe an der Autobahn Koblenz/Trier ab. Teile davon trafen die Autobahn, die deswegen gesperrt werden musste. Das Verteidigungsministerium sieht das atomare Zwischenlager Mitterteich als „keine schützenswerte Industrieanlage“.
Die Öffentlichkeit fordert die Regierung in Berlin und München aus Sicherheitsgründen zum unverzüglichen Handeln auf! Die zivilen Zeugen dieses Überflugs fordern
1. das Verteidigungsministerium auf, diese Überflüge unverzüglich zu unterlassen!
2. das Bundesinnenministerium auf, diese Überflüge unverzüglich zu unterbinden!
3. Kanzlerin Angela Merkel und Horst Seehofer auf, Überflüge über atomare Anlagen generell und unverzüglich zu verbieten.
Weiter fordert die Öffentlichkeit Frau Bundeskanzlerin Merkel und Herrn Seehofer auf über deren relevante Ministerien entsprechend der UN Aarhus Konvention Artikel 4, dem Umweltinformationsgesetz (UIG) und dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) im Interesse der öffentlichen Sicherheit Folgendes öffentlich vorzulegen:
1. Die Inventarliste
2. Die Katastrophenschutzpläne, die im Falle eines Absturzes oder eines anderen
unvorhergesehenen Ereignisses in diesem Zwischenlager angewandt werden.
3. Die Transportwege für diesen Atommüll und die entlang dieser Transportwege geltenden
Katastrophenschutzpläne.
4. Auskunft über Haftplicht, Schadensersatz und Umsiedlungsmaßnahmen.
5. Auskunft über Finanzierung von Umsiedlung und Schadensersatz, wenn die betroffenen
Personen sich weigern in ihre verstrahlten Immobilien zurückzukehren, auch wenn diese
unter dem heute geltenden Rückübersiedlungs-Grenzwert von 100 Millisievert pro Jahr
liegen . Zur allgemeinen Information: Der für Zivilpersonen heute festgelegte Grenzwert ist 1
Millisievert pro Jahr, für Arbeiter im AKW 20 Millisievert pro Jahr, nicht mehr als 400
Millisievert im Leben. Für ein ungeborenes Kind 1 Millisievert während der Schwangerschaft.
6. Auskunft zu erteilen, wie lange sich der radioaktive Müll in den kommenden Jahren in
Mitterteich stapeln wird, da es kein Endlager gibt, wohin er gebracht werden kann.
7. Auskunft zu erteilen, wann, wegen Änderung der Einlagerungsfristen auf bis zu (oder über)
20 Jahre nach der UN Aarhus Konvention eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt
wird.
8. Auskunft zu erteilen, in welchem Zustand sich die Atommüllfässer im Zwischenlager befinden
und wie sichergestellt ist, dass sich der Inhalt auch in den nächsten 20 Jahren nicht durch die
Fasshüllen fressen wird.
9. Auskunft zu erteilen in welchem Zeitintervall die Gebinde regelmäßig rundum auf Korrosion
überprüft werden.
Da es sich laut Verteidigungsministerium „um keine schützenswerte Industrieanlage“ handelt, sind
diese Auskünfte ohne Verweis auf „keine Auskünfte, weil sicherheitsrelevante Auskunft“ vollständig
im Interesse der öffentlichen Sicherheit zu erteilen.
Der Herr Bürgermeister von Mitterteich, der Herr Landrat von Tirschenreuth als die unmittelbar
Zuständigen, sowie der Landrat von Wunsiedel für den unmittelbar benachbarten und betroffenen
Nachbar-Landkreis werden von der Öffentlichkeit ebenfalls aufgefordert unverzüglich die
Katastrophenschutzpläne zu veröffentlichen.
Inventarlisten wurden den Grünen im Bayerischen Landtag und der Öffentlichkeit bisher verweigert.
Es lagert eine gefährliche Menge an strahlendem Müll in den Hallen, der die Umgebung ausreichend
hoch verstrahlen kann, um Gesundheitsgefährdung und Evakuierungen nach sich zu ziehen. Im AKW
Brunsbüttel wurden durchgerostete Fässer mit mittelradioaktivem Müll in Kavernen gefunden. Diese
Kavernen sind für Menschen wegen der hohen Strahlung nicht betretbar. Es handelt sich dabei um
mittelradioaktiven Müll, wie er auch in Mitterteich gelagert wird. Michael Sailer vom Öko-Institut
und Leiter der Entsorgungskommission des Bundesumweltministeriums stellte nun im Magazin
Spiegel fest: “Das passiert im Prinzip in jedem deutschen Zwischenlager; es ist bloß nicht überall so
offensichtlich wie in Brunsbüttel. Das Tückische ist, dass man die Schwächen erst bemerkt, wenn die
Fässer schon mindestens an einer Stelle durchgerostet sind. Außerdem finden nicht überall
Kontrollen wie in Brunsbüttel statt, weil die Fässer teilweise so dicht zusammenstehen, dass keine
Kamera dazwischen passt.”(1) Da es kein Endlager gibt, werden sich die Atommüllfässer mit
radioaktivem Müll aus Kernkraftanlagen und aus der Medizin in Mitterteich in den kommenden
Jahrzehnten stapeln. Das ist für den Betreiber ein einträgliches Geschäft.
Betreiber des atomaren Zwischenlagers Mitterteich ist die GRB-Sammelstelle Bayern für radioaktive Stoffe GmbH, Eigentümer ist die GSB-Sonderabfallentsorgung Bayern GmbH (GSB) und Eigentümer der GSB sind: Freistaat Bayern (79,1%), Kommunale Spitzenverbände (6,9% - Bayerischer Städtetag, Landkreistag und Gemeindetag), Wirtschaft 14,4% - ca. 70 Unternehmen). Die Überwachungsbehörde ist das Bayerische Landesamt für Umwelt. Es soll seit 1988 einen sogenannten Bürgerbeirat geben mit folgenden Mitgliedern: Landrat + 2 weitere Vertreter des Landkreises Tirschenreuth, Bürgermeister + 2 Stadträte Mitterteich. Dieser wird über Messdaten etc. informiert. Allerdings hört die Öffentlichkeit im betroffenen Gebiet nichts von diesem Beirat.
Die EVU Lagerhalle wird betrieben von der GRB im Auftrag der E.ON Kernkraft GmbH über die GZA – Gesellschaft zur Zwischenlagerung schwach- und mittelradioaktiver Abfälle mbH. Sie ist max. für 40.000 Gebinde (200-l-, 400-l- oder Gussbehälter) ausgelegt. Nach dem Datenblatt bestand das Inventar am 31.12.2012 aus: 1.871 Gussbehälter, 10.883 Fässer, 275 Betonbehälter, 177 KONRAD-Container, gesamt 13.206 Gebinde. Diese Gebinde sind laut dem grünen Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann zum großen Teil nicht deklariert! In der Halle lagern Gundremmingen-A 1422 m3, u.a.kontaminierte Bauteile aus dem Rückbau des Totalschadens des Reaktors aus dem Jahre 1977, Deutschland ging damals knapp am SuperGAU vorbei, die Toten liegen in der Asse. Gundremmingen B/C 1457 m3 und Grafenrheinfeld 1121 m3 (u.a. ausgemusterte Kernbauteile), sowie Ohu-1 1938 m3 und Ohu-2 54 m3.
In der Landessammelstelle, betrieben von der GRB im Auftrag der Bayerischen Staatregierung, können max. 10.000 Gebinde auf ca. 2.900 m3 gelagert werden. Das Inventar bestand am 31.12.2012 aus 1.487 Fässern, 1 Gussbehälter, gesamt 1488 Gebinde.
(1) umweltfairaendern.de/2014/02/rostige-atommuell-faesser-da-wird-nicht-so-viel-kontrolliert/
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