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Atomsommer

Am 6. August 2010, jährte sich zum 65. Mal der Atombombenabwurf auf Hiroshima und am 8. August der Abwurf der Atombombe auf Nagasaki. Der Stoff, aus dem diese verheerenden Bomben gemacht wurden, wird in jedem Atomkraftwerk hergestellt. In den MOX-Brennelementen, die in beinahe jedem Meiler verwendet werden, wird das gefährliche Plutonium bereits jetzt in kleinen Mengen an die Umwelt abgegeben. Filter halten atomare Strahlung eben einfach nicht auf.

Gleichzeitig liegt jetzt in den nordöstlichen, grenznahen Landkreisen Cham, Freyung-Grafenau, Hof, Neustadt a. d. Waldnaab, Passau, Regen, Schwandorf, Tirschenreuth, Wunsiedel und kreisfreien Städten Hof, Passau und Weiden i. d. Oberpfalz die Dokumentation zur Umweltverträglichkeit von zwei neuen Kernkraftwerksblöcken in Temelin / CZ aus. Die Bevölkerung kann dagegen Einwendungen erheben.

Es ist natürlich nach Sicht der Bündnisgrünen ein Affront, diese Einwendungsfrist in die Hauptferienzeit zu legen. Im Nachbarland Österreich beginnt die Einwendungsfrist erst nach der Ferienzeit. Temelin liegt knapp 100 Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt. Bisher hatte die Anlage immer wieder mit massiven Pannen zu kämpfen.

Die massive Steigerung der Strommenge aus Temelin sei ausschließlich für den Export bestimmt. Dies bedeute, dass die Erzeugung regenerativen Stroms zurück gedrängt werde, meinen die Wunsiedler Grünen.

Auch das niederbayerische Atomkraftwerk Isar 1 könnte sofort abgeschaltet werden, weil die dort produzierte Strommenge schon längst durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und durch neue hochmoderne Gaskraftwerke ausgeglichen werden könnte. Isar 1 produziert rein rechnerisch allein für den Export und damit für die Firmenkasse des Betreiberkonzerns E.on.

Die Grünen rufen dazu auf, sich an den Einwendungen gegen Temelin aktiv zu beteiligen. Die Adresse des Tschechischen Umweltministeriums lautet

Ministerstvo Životního Prostredí
100 00 Praha 10 - Vršovice
Vršovická 65
Tschechische Republik

Hier der Link zu den Dokumenten bezüglich Temelin:
http://www.stmug.bayern.de/umwelt/reaktorsicherheit/temelin/index.htm

 

Eine Vorlage für den Einwendungsbrief folgt.

Man kann aber auch nur kurz schreiben "Ich erhebe Einwendungen gegen die Errichtung zweier neuer Atomkraftwerksblöcke am Standort Emelin im Rahmen der grenzüberschreitenden UVP" und den Brief vor dem 31.08.2010 mit Namen und Adresse und Unterschrift versehen an das tschechische Umweltministerium (s. unten) senden.

 

Vorname Name …………………………………

 

Straße              …………………………………

 

D- PLZ Ort        …………………………………

 

 

 

Ministerstvo Životního Prostredí
Vršovická 65

100 10 Praha 10 - Vršovice
 - TSCHECHIEN -

 

per fax – 00420 267 310 308

.08.2010

 

 

 

Einwendungen im Rahmen der grenzüberschreitenden UVP zur Errichtung zweier neuer Atomkraftwerke am Standort Temelin

„NEUE KERNKRAFTANLAGE AM STANDORT TEMELÍN EINSCHLIESSLICH ABLEITUNG DER GENERATORLEISTUNG IN DAS UMSPANNWERK MIT SCHALTANLAGE KOČÍN“

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

ich sehe keine energiepolitische Notwendigkeit für die Erweiterung des Atomkraftwerkes Temelin. Die Energieversorgung der Tschechischen Republik ist mit anderen Mitteln kostengünstiger und weniger gefährlich zu gewährleisten. Weitere Atomreaktoren in Temelin würden mein Leben und das meiner Angehörigen noch mehr gefährden.

 

Risiko für Leben und Gesundheit

Die radioaktiven Emissionen von Temelin, die in die Luft und ins Wasser entweichen, wurden offen-sichtlich nur geschätzt: Sie liegen um Größenordnungen über den Emissionswerten der schlechtesten deutschen Atomkraftwerke, die in den 60er Jahren gebaut wurden, entsprechen also dem Stand der 50er-Jahre. Ich befürchte daher, dass die Krebs- und Leukämierate viel stärker ansteigen wird als im Umkreis deutscher Atomkraftwerke. Die in Deutschland festgestellte Verdoppelung der Krebsrate ist zwar amtlich bestätigt, Gegenmaßnahmen unterblieben bisher jedoch. An sich ist die Schädigung der Gesundheit der Menschen vor Ort nicht das Problem der Nachbarländer. Sollte dies allerdings zu einer gesamtwirtschaftlichen Schwächung der Tschechischen Republik führen, wäre ich über den finanziellen Ausgleich innerhalb der Europäischen Union persönlich betroffen.

 

Radioaktive Abfälle

Der radioaktive Abfall (abgebrannte Brennelemente) über 60 Betriebsjahre der beiden geplanten sowie der beiden bestehenden Reaktoren beläuft sich laut Ihren Rechnungen auf 5638,5 bis 7843,5 Tonnen Kernbrennstoff (UO2). Es ist unverantwortlich, den nachfolgenden Generationen soviel strahlendes Inventar zu hinterlassen.

Die Probleme mit dem Atomlager Asse bei Remlingen (Niedersachsen/BRD) zeigen jetzt bereits, dass auch Lager die zum Zeitpunkt ihrer Errichtung als sicher eingestuft wurden, keine sichere Verwahrung über Jahrtausende garantieren.

Weltweit gibt es kein geeignetes Endlagerkonzept für Wärme entwickelnden Abfall, deshalb kann die Kernenergie keine Lösung sein.

 

B.I.6.1.4.5.4.  Terroristische Angriffe

Die geplanten kerntechnischen Anlagen sind baulich nicht auf Absturz eines zivilen Verkehrsflugzeugs ausgelegt, der im Rahmen eines Unfalls eintreten kann oder gezielt herbeigeführt werden könnte. Ebenso wenig können derartige Anlagen baulich oder durch geheimdienstliche Maßnahmen zuverlässig gegen terroristische Angriffe oder Sabotage abgesichert werden. Terroristische Gefahren werden in der UVP mit dem Hinweis auf die weltpolitisch geringe Bedeutung der Tschechischen Republik vernachlässigt. Zum einen kann sich die Situation im Laufe der Betriebsdauer von geplanten 60 Jahren ändern und zum andern ist durch die geographische Lage im Herzen der Europäischen Union auch ein terroristischer Angriff auf die EU als Motiv denkbar.

Aus diesen Gründen lehne ich die Erweiterung der Anlage in Temelin ab.

Technische Unsicherheit der Atomkraftwerke

Die Unfälle und Ereignisse in den Atomreaktoren Krümmel, Harrisburg/Three Mile Island und vor allem in Tschernobyl haben gezeigt, dass diese Technik nicht zuverlässig beherrscht werden kann.

Zu viele Anfälligkeiten und selbst kleine Fehler können große Folgen haben – seien sie menschlicher oder technischer Natur. Die Temelin-Reaktoren sind eine Weiterentwicklung des Typs, der in Tschernobyl explodierte. Von der radioaktiven Strahlung eines Fall Out und der Verseuchung von Lebensmitteln und Trinkwasser fühle ich mich und meine Angehörigen bedroht.

 

Gefährlicher Standort der Atomkraftwerke

Die Atomkraftwerke sind bzw. sollen auf einem Berg gebaut werden. Daher muss das Kühlwasser aus der Moldau nach oben gepumpt werden. Dies verbraucht viel elektrischen Strom und stellt ein weiteres Risiko dar: z.B. können Wasserpumpen ausfallen oder sabotiert werden. Die nahe liegende geotektonische Bruchzone führt zu erhöhtem Erdbebenrisiko.

Von der Bedrohung durch ein mögliches Erdbeben und damit ein Freiwerden von Radioaktivität oder ein Ausbleiben des Kühlwassers fühle ich mich und meine Angehörigen bedroht.

 

Endlichkeit des Kernbrennstoffs

Im Laufe der geplanten Betriebsdauer von 60 Jahren kann bei entsprechenden internationalen Rahmenbedingungen die Beschaffung des Kernbrennstoffs auf dem Weltmarkt problematisch werden. Die in B.I.5.2.2.1. erwähnte Förderung tschechischen Urans würde dann notwendig. Ich sehe meine Gesundheit und die meiner Angehörigen durch diesen Uranabbau gefährdet, weil dieser mit massiver Umweltbelastung verbunden sein wird (Trinkwasser, Lebensmittelproduktion, radioaktive Stäube).

Laut dem Deutschen Bundeswirtschaftsministerium ist die Verfügbarkeit von Natururan weltweit über die geplante Betriebsdauer nicht gesichert. (

bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/Publikationen/Dokumentationen/reserven-ressourcen-und-verfuegbarkeit-von-energierohstoffen-2002-dokumentation-519,property=pdf,bereich=bmwi,sprache=de,rwb=true.pdf)

Daher ist anzunehmen, dass alternative Kernbrennstoffe eingesetzt werden sollen. Am ehesten kommt hier Plutonium aus der Wiederaufarbeitung und der Brütertechnologie in Frage. Die erhöhten Sicherheitsrisiken dieser Technologien würden meine Gesundheit und die Gesundheit meiner Angehörigen gefährden.

 

Temelin dient der Stromverschwendung

Die schon jetzt hohe Stromverschwendung in Tschechien (z. B. Ausbau der Elektroheizungen), die dazu geführt hat, dass dort nach der politischen Wende der Stromverbrauch enorm stieg, statt zurück zu gehen wie in anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks (DDR, Russland, Weißrussland, Ukraine) wird weiter zunehmen. Das kann kein Ziel für die Zukunft sein.

Die staatlichen Subventionen für diese Erweiterung stellen meines Erachtens den falschen Weg dar, da Einsparpotentiale offensichtlich nicht berücksichtigt wurden. 

Das rasante Wachstum der Erneuerbaren Energien in Europa wird in Tschechien nahezu vollständig ignoriert. In diesem Bereich wird Förderung dringend gebraucht.

 

Atomkraft zu teuer

Das derzeit im Bau befindliche finnische Atomkraftwerk zeigt auf, wie die Baupreise für solche Anlagen gestiegen sind (Studie der US-Wirtschaft, Moody's und Standard & Poor's). Die Finanzmittel der Tschechischen Regierung, die aus Steuergeldern der Bevölkerung sowie Aufbaugeldern der Nachbarstaaten bestehen, sind zurückzuziehen und in zukunftsträchtige Techniken zu investieren. Tschechien kann sich nicht auf Dauer von den europäischen Entwicklungen abkoppeln.

 

 

Ich lehne deshalb die Erweiterung des Atomkraftwerk Temelin ab und erwarte von Ihnen, dass Sie meine Bedenken zur Kenntnis nehmen und bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen.

 

 

Mit freundlichen Grüssen

 

 

 

 

 

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Ort, Datum                                                                  Unterschrift      



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